Über 2400 farbige Abbildungen auf 352 Seiten, Hardcover im A4-Querformat. Jedes Exemplar ist nummeriert und signiert und enthält einen original Holzschnitt, der exklusiv nur in diesem Buch erhältlich ist.
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Vorwort schließen Knut Kargel und die Kunst
Knut trifft man am besten bei viel Sonne draussen vor seinem Atelier. Ruhig liegt er in der Sonne und liest ein Buch, baut einen Holzbögen oder lernt Persisch und ist immer für einen Schwatz zu haben. Des Nachts dann beginnt seine Arbeit, der wir sein immenses und unglaublich vielfältiges Werk verdanken. Mag Knut sich selbst eher als autarken Einzelgänger bezeichnen, so ist er doch tief mit uns Menschen und der Welt verbunden. Mehr noch - er macht seine und unsere Erfahrungen durch Materialisierung sichtbar und transformiert sie zugleich: in seinen "Melted Collage" verarbeitet er alte Plastiktüten, Abfall unserer Konsumgesellschaft, und schmilzt sie zu neuen Kunstwerken. Organisch wirkende bunte Welten erschafft er dabei, ob auf grosser Leinwand oder im Kleinformat, und gibt damit Plastikresten, einem menschlich geschaffenen Kunstprodukt mit schweren Folgen für Mensch und Natur, ein neues und inspirierendes Sein.
Seine Kunst muss dabei für ihn selbst immer spannend bleiben. Er fürchtet nichts mehr als die kreative Langeweile. Für seine Serie "wanted" lädt er Menschen in sein Atelier und lässt sie vor seiner Kamera Porträt sitzen. Ihn interessieren dabei besonders die bildlichen Schattenseiten. Im nächsten Schritt malt er die Menschen in Öl vor einem meist flächig, farbigem Hintergrund oder einer "melted collage", druckt sie als Foto in Laserprint aus und übermalt sie wiederum oder fertigt von ihrem Abbild Holzschnitte. Dabei arbeitet er sich an den markanten Gesichtsteilen ab, setzt oft starke Kontraste mit weiss und schwarz, aber auch leuchtende Farbfelder. Dicke Linien markieren Münder, harte Kanten zieren Nasen und die Gesichtsfläche.... Die Techniken wechseln bei Knut, je nachdem welcher Impuls den Künstler in seinem Atelier überrascht. Auch hier ist die Kunst oberste Herrin. Ihr erschafft er Nacht für Nacht einen Wirkungsraum in dem er, trotz aller Konzepte, dem Material und dem Pinsel immer freie Hand gibt. Es muss ein gutes Bild sein, dass ist Knut wichtiger als jegliche konstruierte Gefälligkeit. Rätselnd und ernst schauen uns da Gesichter an. Aber auch überschwänglich froh und offen. Denn Knuts Kunst ist trotz der ihr oft innewohnenden Dunkelheit auch heiter.
Ob den Menschen seine Kunst im oberflächliche Sinne "gefällt", ist Knut herzlich egal. Um so mehr aber ist der geistige Austausch über die Werke für ihn unabdinglich. Knuts Bilder sind kräftige, tiefe und manchmal ruppige Gesprächsanfänge. An ihnen spinnen sich lebenslange Dialoge auf. Ergebnis eines besonderen Austausches über den Atlantik hinweg war seine künstlerische Zusammenarbeit mit der amerikanischen Dichterin Yolantha Harrison-Pace (Art of the ocean S. ?). Sie fand in Knuts Kunst einen Seelenverwandten. Der inspirierte Dialog ihrer Gedichte und seiner Bilder sind ein Geschenk der Musen an uns Menschen.
"Wozu male ich denn, wenn ich mit niemandem über meine Bilder sprechen kann", sagte Knut in der Zeit des Lockdowns. Wäre er nicht durch und durch Schaffender, hätte diese Zeit ihn in eine tiefe Krise gestürzt. Doch stattdessen setzt sich Knut mal wieder eine neue Aufgabe: Aus Werbefetzen und Plastikmüll setzt er eine "Weltkarte" zusammen und überträgt diese mit dem Impetus eines nüchternen Kartographen in Ölfarben auf die Leinwand. Er arbeitet mit wenigen Grundfarben und Spiegeleffekten. Es entstehen beliebig kombinierbar Kartenausschnitte aus schreienden Schriften, knalligen Flächen und wiederholenden Mustern: eine Landkarte über den zerrissenen Zustand unserer Welt. Eine Weltkarte, deren Legende wir in der Betrachtung selber schaffen dürfen. Je länger man sich dieses wandfüllende Kunstwerk anschaut, umso tiefer taucht man in die Schichten ein und kommt bei immer rätselhafteren Symbolen und Kombinationen an. Als eine Art serieller Pop-Art Schamane rettet Knut damit die Kunst, und damit sich und die Menschen, die sich darauf einlassen, über diese schwere Zeit hinweg. Doch kann er nicht ausstellen, da die Politik die Kunstwelt in eine Art geistigen Tiefschlaf versetzt hat. Daher malt er Bild um Bild diese wandfüllende Landkarte, "bis der Wahnsinn ein Ende hat" und öffnet sein Atelier für alle die kommen möchten.
Knut gibt sich in Gesprächen über seine Bilder bewusst antireligiös und antispirituell. "Alles Zufall" und "es gibt kein Leben nach dem Tod" sagt er oft, um alle transzendentale Deutungen wegzuwischen. Sein Vertrauen in die Bedeutung seiner oder auch aller Kunst ist so unerschütterlich, dass er eine solche "extraterrestrische" Stütze für seine Arbeit nicht annehmen will. Doch Meisterwerke wie die Werke der Koyanistqaatsi- Reihe (S. xy) bieten dem Betrachter einen solchen Schatz an, sowohl aus sinnlichen als auch geistigen Impulsen, dass man dies als Schutzreflex eines Künstlers gegen leeres Kunstgeschwafel verstehen kann. Es ist Kunst - also schau erstmal hin und lass es wirken. Es ist immer etwas Neues - also stülp nicht irgendwelche alten fertigen Gedanken darüber. Es lohnt sich, sich für die Kunst von Knut Kargel viel Zeit zu lassen, die einem dann aber an dem von ihm behaupteten Zufall deutlich zweifeln lassen. Eins ist klar: es gibt für Knut kein Leben nach der Kunst.
Knut künstlerische Positionen dienen dabei nie dem eitlen Selbstbild einer angeblich kritischen und aufgeklärten Gesellschaft. Knut Kargels Kunst dient nur seinem eigenen künstlerischen Gewissen, denn anders als manch totalitär auftretender Weltverbesserer, verkörpert Knut einen eigenwilligen und widerständigen Individualismus, der hochsensibel gegen jede Form der Ausbeutung von Kunst ist - auch nicht für die "gute" Sache, denn Freiheit ist für ihn nicht verhandelbar.
Knut war der erste Künstler dem wir in der Kulturetage Metelen eine ganze Ausstellung widmeten. Es waren seine Werke, die unsere kurative Arbeit begründeten und uns zur Vermittlungsreihe "MitSinnen" inspirierten.
Künstler zu sein, den Materialismus der Welt in einer Art alchemistischen Prozess transformieren zu können, erfordert besondere Kräfte. Sich nicht der Nützlichkeit, nach den Kriterien der Gesellschaft, zu unterwerfen und zugleich nicht als Opfer dieses alten Konfliktes auf der Strecke zu bleiben, ist das grösste Meisterwerk eines jeden Künstlers. Er selbst, und sein Leben, muss und kann Beispiel sein für den gelungenen Ausdruck eines eigenständigen, zufriedenen und schaffenden Selbst, welches nicht konturlos im Kollektiv untergeht. Es ist eine fordernde Aufgabe, die nur wenige Menschen lösen können. Es scheint mir, dass Knut Kargel dafür geboren wurde.
"Könnte sein, aber ich sehe das anders..." würde Knut schmunzelnd dazu sagen und es sich in seinem Liegestuhl in der Sonne bequem machen.