Brettchenweberei (Only in German language)
Geschichte
Durch Zufall habe ich vor langer Zeit die Kunst des Brettchenwebens erlernt.
Heute gebe ich mich anderen Leidenschaften hin, ich möchte jedoch einen Beitrag leisten, dass diese uralte Webkunst erhalten bleibt.
Bei der Erforschung der Webkunst alter Kulturen traten Textilien von eigenartiger Webart auf, die sich völlig von den sonst im allgemeinen unter dem Begriff des Webens bekannten Techniken unterschied. Unter Weben verstehen wir die rechtwinklige Verkreuzung zweier Fadensysteme, die zu einer Flächenbildung führt.
Bei der schon während der Eisenzeit auftretenden Brettchenweberei handelt es sich um eine mehr oder weniger breite Reihe von nebeneinander angeordneten Schnüren, die durch Schussfäden zusammengehalten werden.
Dass die Schussfäden durch die Mitte der Schnüre gehen und deshalb die Schnurbildung nur während des Webens durchgeführt worden sein kann, war zunächst rätselhaft.
Erst der Fund einer angefangenen Webvorrichtung aus dem Grabe der Königin Asa aus dem 9. Jahrhundert brachte Klarheit. Bei der geborgenen Webvorrichtung handelt es sich um eine Anordnung von 52 quadratischen Brettchen, mit einem Loch in jeder Ecke, durch das je ein Kettfaden gezogen ist.
Durch das Drehen der Brettchen entstehen Schnüre in vierfacher Verzwirnung. Nach jeder Vierteldrehung wird in das entstandene Fach der Schussfaden eingelegt, der die Schnüre verbindet. Auf diese Weise entstehen ganz besonders starke und sehr zugfeste Gewebe.
Schon um 3000 - 2400 v.Chr. war diese Webart in Ägypten voll ausgebildet. Ein Zeugnis dafür liefert der berühmte Ramses-Gürtel, ein Gewebe aus allerfeinstem Leinen, das mit 324 Brettchen gewebt ist. Wie viele Jahrhunderte diesem Meisterwerk an Entwicklung vorausgegangen sind, kann nicht ermittelt werden.
Mit dem ausklingenden Mittelalter geriet diese Technik jedoch mehr und mehr in Vergessenheit.
Die Technik
Während bei der herkömmlichen Webweise das Gewebe durch die Verkreuzung der abwechselnd gehobenen und gesenkten Kettfäden durch den Schussfaden entsteht (Leinwandbindung), werden beim Brettchenweben 4 oder 6 fach gezwirnte Schnüre durch den Schussfaden verbunden. Man benutzt als Webgerät kleine Brettchen (heute meist aus fester Pappe) von ca. 5 cm Kantenlänge. An den abgerundeten Ecken befindet sich ein Loch.
Neben den Vierlochbrettchen sind auch Sechslochbrettchen in Gebrauch. Diese haben eine sechseckige Grundfläche und erlauben es reichhaltigere Muster zu weben.
Die Vierlochbrettchen werden einzeln mit je vier Fäden bezogen. Die Anzahl der Brettchen ist beliebig, sollte jedoch für den Anfang nicht weit über einem Dutzend liegen. Je größer die Zahl der Brettchen, desto breiter ist das Gewebe.
Das neue Webfach wird jeweils durch eine Vierteldrehung erzeugt. Durch die fortlaufende Drehung verzwirnen sich die Fäden jedes Brettchens zu einer Schnur. Die einzelnen Schnüre werden durch den Schussfaden zusammengehalten und zu einer Fläche geordnet. Auffallend ist dabei, dass die Schussfäden, da sie durch die Mitte der Schnüre gehen, nicht sichtbar sind.
Je nachdem, ob die Brettchen "von oben" oder "von unten" eingezogen sind, ergeben sich Schnüre mit Z-Drehung oder mit S-Drehung.
Da sich einseitiger Drall auf die fertige Weberei übertragen würde, ist es ratsam, den Drall aufzuheben, indem man entweder von der Mitte aus die Brettchen im Gegendrall anordnet, oder paarweise die Brettchen mit Z- oder S-Drehung verwendet.
Zu beachten ist, dass sich beim Drehen der Brettchen auch oberhalb der Brettchen Schnüre bilden. Hier werden die entstehenden Schnüre nicht mit einem Schussfaden miteinander verbunden. Diese Verschnürung wird durch Ändern der Drehrichtung wieder aufgehoben.
Im Gewebe tritt dieser Wechsel der Drehrichtung klar hervor. Man nennt diese Stelle "Umkehr". Diese Umkehr ist für viele Musterbildungen von größter Bedeutung.
Die Musterbildung
Die Muster entstehen beim Brettchenweben ausschliesslich aus den Kettfäden, da die Schussfäden ja nicht sichtbar sind.
Längsstreifen
Längsstreifen dürften das einfachste Muster in der Brettchenwebeei sein. Die Brettchen werden in allen vier Löchern mit der selben Farbe bezogen.
Querstreifen Schärt man eine Reihe von Brettchen statt mit vier gleichfarbigen Fäden z.B. mit drei hellen und einem dunklen Faden, wird der dunkle Faden nach jeder vierten Drehung nach oben kommen und einen Querstreifen erzeugen.
Schrägstreifen Zum Weben von Schrägstreifen die Zeichnung eine Anregung zum Schären der Kette. Die beiden Randbrettchen auf jeder Seite fassen das Band in dunkle Streifen ein. Bei gleicher Drehrichtung wird sich das sogenannte Fischgratmuster wiederholen. Sobald aber beim Weben eine Umkehr vorgenommen wird, ändert sich die Richtung der Schräglinien. Auf diese Art entstehen Zickzack-Linien und Rauten.
Ornamente durch Auslassen von Kettfäden Ist ein Brettchen statt mit 4 nur mit 3 Fäden bespannt, macht sich der fehlende Faden im Gewebe als Fehler bemerkbar. An der Stelle, wo der Faden fehlt, entsteht im Gewebe eine Öffnung, durch die der Schussfaden sichtbar wird. Diese Eigenart kann zur Musterbildung verwendet werden.
Bild- und Schriftweberei
In der Zeichnung ist ein Einzug für Bild- und Schriftzeichen abgebildet. Auf jeder Seite befinden sich drei Brettchen für den Rand.
Bei den Brettchen in der Mitte werden jeweils zwei Löcher mit hellem und dunklem Garn bezogen. Der erste Schussfaden wird eingeführt, wenn gleichermassen helle wie dunkle Fäden oben liegen. Der Fachwechsel erfolgt diesmal durch zwei Vierteldrehungen vor, und nach Einlegen des Schussfadens zwei Vierteldrehungen zurück. Diese Webart brigt also keine Schnurbildung hervor, sondern die dunklen Fäden bleiben oben und die hellen auf der Rückseite.
Führt man die Drehung nach einer Richtung doppelt aus, findet ein Farbwechsel statt.
Das Abwechseln von hell nach dunkel, das bisher auf der ganzen Fläche stattfand, kann durch das Drehen der einzelnen Brettchen über zwei Vierteldrehungen hinaus zu einer Bildwirkung führen.
Das Bild oder die Schrift muss jedoch vorher entworfen und gezeichnet werden.
Schlauchgewebe
Es ist überraschend, dass mit den einfachen Brettchen selbst Schlauchgewebe hergestellt werden können, da Schlauchgewebe im allgemeinen besonders komplizierte Webgeräte erfordern.
Der Brettchenblock mit je vier Fäden wird hochkant gestellt. Dies ergibt nicht nur, wie bisher, ein Fach zum Weben, sondern zwei. Nach jeder Vierteldrehung wird nun der Schuss nicht nur durch das eine Fach geführt, sondern der Faden muss durch das hintere Fach zurückgeführt werden.
Die Brettchen dürfen nicht im Kreis, sondern nur jeweils eine Vierteldrehung vor und wieder zurück gedreht werden. Der Schussfaden geht nach jeder Drehung im Kreis durch beide Fächer.
So entsteht nicht die gewohnte Schnurbildung, sondern ein Schlauchgewebe in Leinwandbindung.
Pferdegeschirr
Besonders starke Gewebe als Pferdegeschirr
In vielen Ländern werden Zug- und Tragegurte in Brettchenweberei hergestellt. Dazu benutzt man Fünflochbrettchen und zieht durch das zusätzliche Mittelloch eine besonders starke Schnur. Die Mittelschnur wird beim Weben vollständig durch die vier Fäden verdeckt.
Das Webgerät
Die einfachste Webvorrichtung ist ein Wandhaken, an dem das eine Ende der Kette befstigt wird, während das andere Ende mittels eines Leibgurtes durch Zurücklehen des Körpers auf Spannung gehalten wird. Es ist wichtig, die richtige Spannung zu halten, denn ohne Spannung fällt das Brettchenbündel auseinander.
Die Germanen benutzten schon in der Eisenzeit einen einfachen Gewichtswebstuhl, den man sich aus einigen Astgabeln oder Latten leicht nachbauen kann.
Die Spannung der Kette wird durch Gewichte gehalten. Die Gewichte geben der Kette eine elastische Spannung, die nachgibt, um beim Drehen der Brettchen das neue Fach zu bilden. Sobald die Hände die Brettchen wieder freigeben, ist durch das Gewicht die Spannung der Kette gewährleistet und die Ordnung der Brettchen bewahrt.
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Beispiele
Herstellung eines Hutbandes
Das Muster
Das Aufziehen der Kettfäden
Sichern des Brettchenstapels mit einem Gummiband
Der "Webstuhl"
Das Muster ist auf Vorder- und Rückseite unterschiedlich.
Das fertige Hutband
https://www.youtube.com/watch?v=ydcifFGL1Lw